«Freiheit ist, Verantwortung zu übernehmen.»
Susana Da Silva Mendes absolvierte ihre Ausbildung im Viva Luzern Wesemlin als Assistentin Gesundheit und Soziales (AGS). Heute ist sie mit 22 Jahren stellvertretende Teamleiterin.
Susana Da Silva Mendes kennt sich im Viva Luzern Wesemlin aus, ist sie doch schon seit Beginn ihrer beruflichen Ausbildung hier tätig. Vor Kurzem hat sie die Verantwortung als stellvertretende Teamleiterin im Wohnbereich für Menschen mit Demenz übernommen. Ihr Werdegang lässt sich sehen: Nach dem Praktikum während des zehnten Schuljahrs spürte sie schnell, dass ihre Berufung in der Pflege ist. So reihte sie Ausbildung an Ausbildung und schloss die Höhere Fachschule Pflege im November 2023 ab.
Susana, wieso hast du dich für einen Beruf in der Pflege entschieden?
Den Einstieg in einen Pflegeberuf konnte ich mir während der Schulzeit nicht vorstellen. Ursprünglich hatte ich vor, mich zur Coiffeuse ausbilden zu lassen. Nach einer Schnupperlehre merkte ich jedoch, dass dies nicht mein Traumjob sein wird. Meine vier Jahre ältere Schwester war damals schon bei Viva Luzern im Wesemlin tätig. Dank ihr erhielt ich einen Einblick in das Berufsbild der Pflege und entschied mich für ein Praktikum während des zehnten Schuljahrs. Ich arbeitete vier Tage pro Woche und besuchte an einem Tag die Schule. Der Austausch mit den Menschen, der persönliche Kontakt und das Wissen, etwas Gutes zu tun, waren und sind mir noch heute wichtig. So fand ich bald meine Berufung und entschloss mich für die zweijährige Ausbildung zur Assistentin Gesundheit und Soziales (AGS) mit eidgenössischem Berufsattest.
Wie hat dich Viva Luzern während deinen Ausbildungen unterstützt?
Viva Luzern legt grossen Wert auf die Ausbildung. Die internen Berufsbildnerinnen und Berufsbildner haben mich stets gefördert. Sie ermöglichten mir Einblicke in die verschiedenen Wohnbereiche und motivierten mich zu weiteren Ausbildungsschritten. Nach der Erstausbildung nutzte ich die Möglichkeit, die verkürzte Ausbildung zur Fachperson Gesundheit anzuhängen. Obwohl ich während der obligatorischen Schulzeit nicht mit guten Noten brillierte, fand ich Gefallen am Lernen und drückte gleich nochmals zwei Jahre lang die Schulbank an der Höheren Fachschule für Gesundheit.
Hattest du immer vor, mit 22 Jahren eine leitende Funktion zu übernehmen?
Eine Karriereplanung schmiedete ich nie. Als eher zurückhaltende Person warte ich gerne ab und schaue, was sich ergibt. Dass Viva Luzern mir in meinem Alter die stellvertretende Teamleitung ermöglicht, finde ich schon cool und macht mich stolz. Zu Beginn hatte ich ein wenig Bedenken: Wie schaffe ich das in einem neuen Team? Wie werde ich in der Rolle als Führungsperson von älteren Mitarbeitenden aufgenommen? Die anfänglichen Zweifel waren umsonst: Das Team hat mich herzlich aufgenommen. Wir vertrauen uns gegenseitig und sind jederzeit füreinander da. Ich glaube, der Schlüssel für den Vertrauensaufbau liegt in der Offenheit und im Interesse für andere Menschen. Dank dem Vertrauen der Leitungspersonen in mich konnte ich meine Selbstsicherheit aufbauen. Dieses Vertrauen gebe ich heute gerne meinem Team weiter.
Was heisst für dich, Verantwortung zu übernehmen?
Im Pflegeberuf lernst du schnell, Verantwortung zu übernehmen. Ich persönlich empfinde das als Freiheit. Die Hilfsbereitschaft, Offenheit und Harmonie in unserem Haus geben einem die nötige Sicherheit, Entscheidungen selber zu treffen. Im Team tragen wir abwechslungsweise die Tagesverantwortung – auch die Lernenden. Die Tagesverantwortlichen koordinieren den Alltag, tragen das Telefon bei sich, richten die Medikamente und sind Ansprechperson für Fragen und Anliegen seitens der Teammitglieder und der Bewohnenden. Als Führungsperson kann ich einen Beitrag leisten und die Mitarbeitenden ermutigen, Verantwortung zu übernehmen, und ihnen das nötige Vertrauen schenken. Ich unterstütze sie, wenn sie Hilfe benötigen, mische mich aber nicht aktiv in die Tagesverantwortung ein.
Wie findest du den Ausgleich neben dem herausfordernden Arbeitsalltag?
Unser Job kann tatsächlich sowohl physisch als auch psychisch anstrengend sein. In schwierigen Momenten, wenn zum Beispiel jemand stirbt, sind die Hilfsbereitschaft im Team und die Unterstützung durch die Führung sehr wertvoll. Wenn uns etwas mitnimmt, ist es wichtig, mit Gleichgesinnten darüber zu reden. Ich musste lernen, eine gewisse Distanz zur Arbeit zu wahren und Belastendes gedanklich nicht nach Hause zu nehmen. Heute kann ich Arbeit und Freizeit gut voneinander trennen. Mit meiner Familie und dem Freundeskreis finde ich den nötigen Ausgleich. Einmal im Jahr verbringen wir gemeinsam Ferien in Portugal. Tapetenwechsel tut gut! Wenn ich drei aneinanderfolgende Tage frei habe, nutze ich sie geschickt für einen Kurztrip. Aktuell bin ich mit meinem Freund dabei, den Einzug in die erste gemeinsame Wohnung zu planen. Nach so vielen Jahren in einer Beziehung ist jetzt der richtige Zeitpunkt, zusammenzuziehen. Ich mag es, wenn immer etwas läuft. Und wenn ich abends total kaputt nach Hause komme, hilft mir die Einschlafmusik auf Spotify, den Tag abzuschliessen.
Und den nächsten Tag startest du wieder mit vollem Elan?
Ich bin kein Morgenmensch, der früh aufstehen mag. Das mache ich auf die harte Tour: drei Wecker zu unterschiedlichen Zeiten mit verschiedenen Tönen. Der letzte Klingelton ist dann sehr mühsam und zwingt mich mit einem lauten «Düü-Düü-Düü» aus den Federn. Aber sobald ich mich ins Auto setze und losfahre, bin ich bereit für einen weiteren vielseitigen und ereignisreichen Tag